Nervenschäden in Folge eines Diabetes werden häufig zu spät erkannt und behandelt. Um die Früherkennung der diabetischen Neuropathie zu erleichtern, stellten Experten anlässlich des Diabetes-Kongresses 2022 aktuelle Erkenntnisse und neue Empfehlungen vor.
Bei Diabetes die „Nerven bewahren“: Aktuelles vom Diabetes-Kongress
Die diabetische Neuropathie zählt zu den häufigsten und schwerwiegendsten Folgeerkrankungen des Diabetes: „Etwa ein Drittel der Menschen mit Diabetes ist davon betroffen“, erklärte Prof. Dr. med. Dan Ziegler vom Institut für Klinische Diabetologie am Deutschen Diabetes-Zentrum an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. Während etwa die Hälfte der Patientinnen und Patienten unter Missempfindungen, Schmerzen oder Taubheitsgefühl – insbesondere in den Füßen und Unterschenkeln - leidet, bleibt es in den anderen Fällen häufig bei einem symptomlosen Verlauf1. Beide Ausprägungen können gravierende Folgen haben: Symptome wie Schmerzen, Kribbeln und Brennen in den Füßen führen vielfach zu Schlafstörungen und Depressionen. Bei symptomlosem Verlauf lässt schleichend die Sensibilität der Füße für Schmerzen, Berührungen und Temperaturen nach. Dadurch erhöht sich das Risiko für unbemerkte Verletzungen und damit für ein diabetisches Fußsyndrom. Eine frühzeitige Diagnose und Therapie sind daher in allen Fällen essenziell, appellierte Ziegler. Eine Neuropathie bleibt aber häufig lange Zeit unerkannt und unbehandelt2,3. Unter der Leitung von Prof. Dan Ziegler hat daher eine internationale Gruppe von 15 Experten aus 12 Ländern umfassende Empfehlungen zur Diagnostik und Therapie der diabetischen Neuropathie erarbeitet4, die Ziegler präsentierte.
Auch Prof. Dr. med. Ralf Lobmann, Ärztlicher Direktor der Klinik für Endokrinologie, Diabetologie und Geriatrie am Krankenhaus Bad Cannstatt des Klinikums Stuttgart, warnte davor, die Neuropathie als „Spätkomplikation“ des Diabetes zu betrachten. Die Nervenschädigung könne schon frühzeitig auftreten und bei Menschen mit Typ-2-Diabetes bereits zum Zeitpunkt der Diagnose vorliegen.
Weitere Informationen finden Fachkreise unter „Infos und News" im Fachbereich.
Das Online-Expertengespräch „Aktuelles zur diabetischen Neuropathie“ fand am 24. Mai 2022 anlässlich des Diabetes-Kongresses 2022 statt und wurde von der Nationalen Aufklärungsinitiative zur diabetischen Neuropathie (NAI) veranstaltet. Sie verfolgt das Ziel, die Früherkennung und eine rechtzeitige Therapie der diabetischen Folgeerkrankung zu fördern, um Komplikationen, wie das diabetische Fußsyndrom, zu verhindern. Die Aufklärungsinitiative wird von Wörwag Pharma in Zusammenarbeit mit der Deutschen Diabetes Stiftung (DDS) und einem wissenschaftlichen Beirat aus renommierten Experten der Diabetologie und Neurologie getragen.
Literatur
1Pop-Busui R et al. Diabetic Neuropathy: A Position Statement by the American Diabetes Association. Diabetes Care 2017;40(1):136-154
2Ziegler D et al. Painful and painless neuropathies are distinct and largely undiagnosed entities in subjects participating in an educational initiative (PROTECT-Study). Diabetes Res Clin Pract. 2018;139:147-154
3Ziegler D et al. Polyneuropathy is inadequately treated despite increasing symptom intensity in individuals with and without diabetes (PROTECT follow-up study). J Diabetes Investig 2020; 11: 1272–1277 (a).
4Ziegler D, Tesfaye S, Spallone V, Gurieva I, Al Kaabi J, Mankovsky B, Martinka E, Radulian G, Thy Nguyen K, Stirban AO, Tankova T, Varkonyi T, Freeman R, Kempler P, Boulton AJM. Screening, diagnosis and management of diabetic sensorimotor polyneuropathy in clinical practice: International expert consensus recommendations. Diabetes Res Clin Pract Diabetes Res Clin Pract 2022; 186: 109063.