Neue Referenzwerte: Wer sich vollwertig ernährt, benötigt mehr Zink

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Bestimmte Stoffe in der Nahrung können die Bioverfügbarkeit des lebenswichtigen Spurenelements Zink erheblich beeinflussen. Dieser Erkenntnis hat die Deutsche Gesellschaft für Ernährung DGE jetzt Rechnung getragen und die Referenzwerte für die Zink-Zufuhr an die Ernährungsweise angepasst: Wer viel Vollkornprodukte und Hülsenfrüchte verzehrt, benötigt demnach mehr Zink. Denn das darin reichlich enthaltene Phytat kann die Bioverfügbarkeit von Zink um bis zu 45 Prozent vermindern (1).

 

Eine vollwertige Ernährung, wie sie von der DGE empfohlen wird, weist eine mittlere Phytatmenge auf. Bei dieser Ernährungsweise mit Vollkornprodukten, Hülsenfrüchten, aber auch tierischen Eiweißquellen wie Fleisch und Fisch beträgt der neue Referenzwert für die tägliche Zink-Zufuhr 8 mg für Frauen und 14 mg für Männer. Das entspricht gegenüber den bisherigen Referenzwerten einer Erhöhung um 14 Prozent bei Frauen und sogar 40 Prozent bei Männern. Für Personen, die viele nicht gekeimte oder unfermentierte Vollkornprodukte (z. B. Frischkornbrei) sowie Hülsenfrüchte, aber kaum tierisches Protein zu sich nehmen, ist nach Angaben der DGE von einer eingeschränkten Zinkabsorption auszugehen, so dass hier eine noch höhere Zufuhr des Spurenelements erforderlich ist (9 bzw. 16 mg/Tag).

Risikogruppen in der Praxis
Lebensmittel tierischen Ursprungs enthalten in der Regel mehr Zink als pflanzliche. Zudem fördert tierisches Eiweiß die Zinkaufnahme. Aber auch einige pflanzliche Lebensmittel sind gute Zinkquellen, jedoch enthalten gerade diese in der Regel gleichzeitig viel Phytat und weitere resorptionshemmende Ballaststoffe. Daher zählen Vegetarier und Veganer zu den Risikogruppen für einen Zink-Mangel. Aber auch altersbedingte Veränderungen des Verdauungstrakts, verschiedene Erkrankungen und Medikamente können die Zink-Absorption erheblich beeinträchtigen. Dadurch sind Senioren und chronisch Kranke häufig nicht ausreichend mit Zink versorgt: Bei etwa 20 Prozent der über 70-Jährigen ist mit einem Zink-Mangel zu rechnen2. Dieser kann sich durch vielfältige Symptome äußern, wobei insbesondere das Immunsystem und die Haut betroffen sind. So können eine erhöhte Infektanfälligkeit, Wundheilungsstörungen oder entzündliche Hautveränderungen wie Ekzeme, brüchige Nägel oder Haarausfall auf einen Zink-Mangel hinweisen.

Bei Mangel-Verdacht hochdosierte Zink-Therapie
Die Diagnostik eines moderaten Mangels erweist sich als schwierig, da die Bestimmung des Zinkspiegels im Blutplasma bzw. -serum keine zuverlässige Aussage ermöglicht. „Als Nachweis für einen Zinkmangel gilt die Verminderung der Symptome nach Zink-Gabe“, so die DGE. Auch die Gesellschaft für Biofaktoren e.V. (GfB) empfiehlt, bei Verdacht auf einen Mangel einen Therapieversuch mit einem Zinkpräparat, wobei auf eine ausreichend hohe Dosierung zu achten sei2: Die DGE-Referenzwerte gelten als Zufuhrempfehlung zur Vermeidung eines Mangels bei gesunden Erwachsenen. Bei Resorptionsstörungen und zur Therapie eine Mangels können deutlich höhere Dosen erforderlich sein, betont die GfB3.

Ausreichend hoch dosieren
Die höchstdosierten Präparate, die in Deutschland rezeptfrei in Apotheken erhältlich sind, enthalten 25 mg Zink pro Tablette, wie z. B. Zinkorot® 25. Mit dieser Dosis kann ein Mangel effektiv ausgeglichen werden, wobei sie gleichzeitig als sicher gilt: 25 mg Zink pro Tag wurden von der European Food Safety Agency EFSA als sichere Höchstmenge festgelegt, mit der auch bei lebenslanger Zufuhr keine negativen gesundheitlichen Beeinflussungen zu erwarten wären4. Außerdem sollte auf eine gute Bioverfügbarkeit der Zink-Therapie geachtetwerden: Organische Verbindungen, wie z. B. Zinkorotat, werden besser resorbiert als anorganische, wie z.B. Zinkoxid oder -sulfat. Die Einnahme sollte auf nüchternen Magen erfolgen, um resorptionshemmende Einflüsse zu vermeiden2.

Literatur
1Presseinformation der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE):DGE aktuell 15/2019 vom 09.07.2019
2Classen HG, Gröber U, Loew D, Schmidt J, Stracke H. Zink-Mangel: Symptome, Ursachen, Diagnose und Therapie: MMP 2011; 3: 87-95
3Presseinformation der Gesellschaft für Biofaktoren: „Aktuelle Empfehlungen: Höhere Referenzwerte für die Biofaktoren Zink und Vitamin B6“ vom Juli 2019: www.gf-biofaktoren.de
4www.efsa.europa.eu/sites/default/files